In der BNN-Beilage „Fächer“ vom Samstag, 8. März, wurde ein Bericht veröffentlicht, in dem eine Person über seiner Abhängigkeit von Opiaten berichtet. Durch die Einnahme von Tilidin, einem Schmerzmittel, das ein synthetisches Opiat enthält, ist der Betroffene in die harte Drogenszene abgerutscht und hat sein Leben zerstört.
Dieser Artikel stellt das Schmerzmittel Tilidin in ein schlechtes Licht. Völlig zu Unrecht, denn der Artikel ist unzureichend recherchiert. Tilidin ist ein wunderbares Schmerzmittel, aber man muss es genau dosieren. Ich spreche aus eigener Erfahrung.
Objektive und sachdienlichen Information über Tilidin ist zu finden auf Wikipedia. Als Darreichungsform stehen Retardtabletten (50-200 mg) zur Verfügung. Die maximale Dosis/Tag ist 600 mg.
In Deutschland wird Tilidin in Präparaten mit Naloxon formuliert. Durch den Zusatz von Naloxon wird die Rauschwirkung unterdrückt und die Gefahr einer Abhängigkeit verringert. Bei längerer Einnahme gewöhnt sich der Körper an Tilidin und man kann mit geringen Beschwerden seiner Arbeit etc. nachgehen. Mein Hausarzt hat mir gesagt, dass er mir die Fahrtauglichkeit bescheinigen würde, wenn es nötig wäre.
Die im Artikel beschriebene Überdosierung von Tilidin ist nicht dem Medikament selbst anzulasten. Die beschriebenen Wirkungen bei der ersten Gabe (3x 100 mg/Tag) noch im Krankenhaus traten bei mir überhaupt nicht auf. Allenfalls eine leichte Sedierung. Und sie halfen beim Schlafen. Nach der Entlassung aus der Klinik und unter Kontrolle des Hausarztes habe ich nach einiger Zeit die Dosis langsam reduziert und auf Novaminsulfon (Metamizol oder Novalgin) umgestellt (3x 500 mg). Auch von diesem Schmerzmittel sind Nebenwirkungen bekannt. Es verursacht aber keinen Rausch, sediert nicht und führt nicht zu einer Versklavung. Nach der vollständigen Umstellung wurde auch diese Dosis reduziert. Heute nehme ich es nur noch bei Bedarf.
Der Umgang mit Schmerzen ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Es geht darum, ein Gleichgewicht zwischen dem Mittel, der Dosis und dem erträglichen Schmerz zu finden. Dass es Situationen gibt, in denen stärkere Mittel gegeben werden müssen, ist eine Tatsache. Aber unter strenger ärztlicher Kontrolle.
Vergleiche mit dem Oxycodon-Fall in den USA sind unangebracht und können in Deutschland nicht passieren. Dies wurde auch in einer Dokumentation auf Netflix klar dargestellt. Kriminelles Marketing einiger Pharmafirmen, die bei der Beratung von Ärzten die Abhängigkeit von Oxycodon klar verneint und mit falscher grafischer Darstellung höhere Dosen empfohlen haben, lag dem Tod von mehreren hunderttausend Patienten zugrunde. Dass skrupellose Kriminelle auf diese Weise zu viel Geld kommen, ist ein weltweites Problem.
Konkret liegt der Umgang mit der Gesundheit seines Körpers in der eigenen Verantwortung. Man hat die Pflicht, sich über seine Krankheit und Behandlung selbst ein klares Bild zu machen, um zu wissen, worauf man sich mit welchen Konsequenzen einlässt. Aber die Arzneimittel zu verteufeln ist der falsche Weg.
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